Das DRM keine Loesung sondern nur ein Teil des ganzen Problems ist, ist ja nichts neues. Aber wenn es mich davon abhaelt, den Content, den ich kaufe, zu nutzen, kann mir keiner erzaehlen, dass das noch gut fuer's Geschaeft ist.
Mir ist das ganze jetzt bei Audible passiert. Der dortige DRM-Schutz in Form eines propriaeteren Formats laesst sich nur auf unterstuetzten Geraeten und Playern wiedergeben. Das AAX+-Format soll laut Audible gut fuer Lesezeichen und Kapitel sein. Das Problem: Unter Linux z.B. das ganze nativ abzuspielen, ist unmoeglich. Es gibt weder den Hauseigenen Client noch eine funktionierende Alternative. Der VLC und einige andere Player erkennen zwar eine Mediendatei und deren laenge, aber scheinbar wird fuer das Abspielen der Datei intern noch der Login fuer den Audible Account benoetigt.
Damit haben wir eines der groessten Probleme des ganzen Systems: Entscheide ich mich, meinen Account bei Audible zu loeschen, ist gleichzeitig jedes Hoerbuch, das auf meiner Festplatte liegt, nicht mehr nutzbar. Im Prinzip kaufe ich das Hoerbuch dort also nicht, sondern Leihe es mir nur fuer die Zeit aus, in der mein Account existiert.
DRM in Mediendateien laesst sich wohl am ehesten mit einem Schloss vor einer Bibliothek vergleichen, von dem nur Kunden den Schluessel haben. Den Kunden erschwere ich die Handhabung des ganzen Systems und die, die an die Ware wollen, kommen mit dem entsprechenden Werkzeug sogar leichter heran - wenn auch illegal.
Das problematischte an der ganzen Sache ist aber die Privatkopie. Wenn ich die DRM-geschuetzten Dateien in ein offenes, nutzbares Format wie MP3 umwandle, um sie zum Beispiel auch unter Linux nutzen zu koennen, mache ich mich damit strafbar. Nicht wegen der Kopie an sich, sondern weil ich waehrend des Umwandelns den "wirksamen Kopierschutz" umgehe. "Wirksamer Kopierschutz" ist in dem Fall sowieso eine ziemlich ironische Bezeichnung, denn wenn er wirksam waere, koennte ich ihn ja nicht umgehen.
Das ganze ist uebrigens nicht nur mit den Hoerbuechern von Audible ein echtes Problem. Das selbe sieht man auch immernoch bei den Online-Videotheken. So gibt es zum Beispiel hier einige, die Silverlight verwenden. Silverlight ist auch so ein Problemkind. Es funktioniert nicht mit jeder Browser-Betriebssystem-Kombination, die 64-Bit Variante laeuft nur im Internet Explorer, unter Mac OS wird der Chrome nicht unterstuetzt und fuer Linux gibt es gar keine offizielle Version. Es gibt zwar einen Arch-Wiki-Artikel, aber dieser warnt schon, das DRM-geschuetzte Medien nicht abgespielt werden koennen.
Fuer die Zukunft laesst sich nur hoffen, dass sich die Konzerne, Verleger und auch alle anderen beteiligten endlich umorientieren. Es geht doch langsam von der Umsonst- wieder zu einer Bezahlkultur zurueck, aber wenn ich meine Kunden mit schlechter technischer Umsetzung und moegliche Kunden mit Urheberrechtsklagen abschrecke, ist es doch kein Wunder, wenn das ganze System nicht richtig funktioniert. Bis es soweit ist, kann man ja erstmal weiter den Support nerven.